Vor 90.000 Zuschauern bei einem großartigen Event mit großartigen Tricks und großartiger Kulisse war Erik Fedko, der einzige Deutsche am Start. Ich habe mit ihm über seinen spektakulären Auftritt und den Nervenkitzel vor den großen Sprüngen gesprochen.

„Man ist schon aufgeregt“

Der Aufzug im Rathaus fährt in den vierten Stock. 15 Meter hoch ist die Rampe von dort. Der Hauptmarkt in Nürnberg ist brechend voll. Der finale Sprung im „Big Air District“ mit einem 4,5 Meter hohen Kicker ist unfassbar spektakulär. Erik Fedko, 19 Jahre alt, Zerspanungsmechaniker, hat sich fürs Finale qualifiziert. Wahnsinn eigentlich, nachdem er „nur“ über eine Wildcard zum District Ride nach Nürnberg kam.

Menschenmassen schauen in Nürnberg den waghalsigen Sprüngen der Mountainbiker zu
Spektakuläre Sprünge vor spektakulärer Kulisse: 90.000 Zuschauer verfolgten den Red Bull District Ride in Nürnberg. Sebastian Marko/Red Bull Content Pool

„Aufgeregt ist man da oben natürlich schon. Das ist ja der letzte Sprung, für den es die meisten Punkte gibt. Und dann stehen da wahnsinnig viele Leute rum und schauen zu. Aber Schiss? Hatte ich beim ersten Mal im Training vielleicht ein bisschen. Wenn man das ein-, zweimal gefahren ist, dann geht das eigentlich. Dann fühlt sich das an wie alles andere auch.“

„Hat mega viel Spaß gemacht“

Wie alles andere auch – das ist der District Ride in Nürnberg allerdings nicht. Die ganze Altstadt voller Rampen, eingeteilt in fünf Districts. 700 Meter lang ist der Parcours, der von rund 300 Helfern gebaut und vom schwedischen Freeride-Star Martin Söderström designt wurde. Von der Burg bis zum Hauptmarkt eine Aneinanderreihung von krassen Tricks. Nur am Freitag konzentrierte sich beim Best Trick Contest alles auf den Big Air District. Alleine die Rampe vom Rathaus ist furchteinflößend. Nicholi Rogatkin setzte hier schon seine erste Duftmarke und gewann mit einem spektakulären 1440. Ein vierfacher 360 – also ein Sprung vier Mal um die eigene Achse. Und beim Finale am Samstag zeigte der US-Überflieger genau diese Sprung am Schluss noch mal.  Was ihm den Sieg einbrachte. Erik Fedko war beeindruckt. Von der Kulisse. Und doch auch unbeeindruckt von der atemberaubenden Atmosphäre in Nürnberg.

„Das war mein erster Contest dieser Art. Als ich angekommen bin und das alles gesehen habe, habe ich erst mal gedacht, was soll ich denn hiermit alles anfangen. Aber dann bin ich ein paar Mal gefahren. Und dann habe ich mich da so langsam reingearbeitet. Und im Endeffekt hat’s dann doch mega viel Spaß gemacht und war super cool.“

„Ein genialer Tag“

Super cool. Das muss wohl jeder sein, der mit dem Mountainbike Dinge macht, die schon beim Zuschauen den Atem stocken lassen. Wer aber wie Erik Fedko – bislang eher Insidern bekannt – das erste Mal beim District Ride am Start war, sich gleich souverän fürs Finale qualifiziert und sich am Ende für seinen fünften Platz ordentlich feiern ließ, der braucht noch eine Extra-Ladung Coolness obendrauf.

„Das Spektakuläre war, dass es komplett durch die Stadt ging, durch die einzelnen Gassen mit verschiedenen Elementen. Das war so ein Mix aus Dirtjump, Slopestyle und Skatepark, wie man es aus dem BMX- Bereich kennt. Und am Ende der Wahnsinnssprung vor der riesigen Kulisse – das war ein genialer Tag!

Ein genialer Tag. Das war der Schlusstag beim District Ride in Nürnberg tatsächlich. Mit jedem Lauf steigerte sich das Spektakel. Die Zuschauer pilgerten in Strömen. Die Stimmung war am Brodeln. Und Erik Fedko? Den sehen wir bestimmt bald wieder. Seine Pläne?

„Ich mache im Januar meine Ausbildung zu Ende, und dann will ich schon versuchen, richtig Fuß zu fassen und als Profisportler mein Geld zu verdienen.“

Der Text wurde im Magazin MOUNTAINBIKE, Ausgabe 11/2017, veröffentlicht.