­­­­­Mittwoch, 6. Oktober: Die Vorbereitung

Reden wir mal über Klaus Pichler. Chef im Ganischgerhof, Gründer der Eggentaler Herbst Classic, Familienvater. Sein Tag müsste eigentlich 48 Stunden haben – und trotzdem wäre es ihm keine Sekunde lang langweilig. Vor allem vor einer Veranstaltung wie einer Oldtimer-Rallye in Eggental, die 2021 zum 16. Mal stattfindet. Und trotzdem nimmt sich Klaus jedes Jahr die Zeit, seine Freunde (und Stammgäste) aus Belgien, die ihm über all die Jahre sehr ans Herz gewachsen sind, auf ihrem Weg nach Südtirol zu begleiten.

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Es ist zu einer guten Tradition geworden, dass Klaus nach Belgien fliegt, um dann von dort aus in historischen Autos zurück nach Südtirol zu fahren. Am Sonntag war Start in Zutendaal, von wo aus die Route über Freiburg, Meiningen in der Schweiz, den Comer See bis nach Deutschnofen in den Ganischgerhof führte. Das Problem diesmal: Es regnete wie aus Kübeln.

„Fahrt Richtung Sonne“: Veranstalter Klaus Pichler kündigt strahlende Tage bei der Eggentaler Herbst Classic an. Jens Vögele | 360°-Kommunikation

Kein Grund für schlechte Laune, zumal auch für die Eggentaler Herbst Classic 2021 die Prognosen ziemlich großartig sind. Klaus konnte also zurecht lauthals verkünden: “Wir fahren vom Regen aus nur in eine Richung: Sonne.“ Davon war leider am Vortag der Eggentaler Herbst Classic noch wenig zu erkennen. Auch als Klaus am späten Nachmittag den Ganischgerhof erreichte, war der Himmel wolkenverhangen – und wenn es mal aufriss zeigte das Herbstlicht, dass es auf dem Rosengarten schon ordentlich geschneit hatte.

The Sound of Silence: Motoren prägen für vier Tage den Klang der Dolomiten. Jens Vögele | 360°-Kommunikation

All die Autos, die im Eggental ankamen, waren vom Regen gezeichnet, der selbsverständlich vom polierten und gewachsten Lack vorbildlich abperlte. Aber wie in den letzten Jahren eigentlich immer: das Wetter wurde besser, sobald sich die Schar der Fahrerinnen und Fahrer im Eggental einfand, um in gespannter Vorfreude die ersten Fachsimpeleien und Roadbook-Studien an der Bar im Ganischgerhof in Angriff zu nehmen.

Angekommen: Am Tag vor dem Start gibt es genügend Zeit für die letzten Vorbereitungen der Oldtimer-Rallye. Jens Vögele | 360°-Kommunikation

Wie auch schon im vergangenen Jahr unter Einhaltung eines ausgeklügelten Hygiene-Konzeptes. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden vor Ort auf das Coronavirus getestet, um die Sicherheit und Gesundheit während der Eggentaler Herbst Classic zu gewährleisten. Und die wird es dieses Jahr in sich haben: Spektakuläre Dolomitenpässe, ein Espressostop, der im wahrsten Sinne des Wortes als Höhepunkt der EHC in die Geschichte eingehen wird, traumhafte Landschaft, Südtiroler Gastfreundschaft. Morgen geht es endlich los – die Motoren werden wummern, die Laune wird prächtig sein, die Sonne wird nach und nach die Vorherrschaft übernehmen. Und der Regen aus Belgien, Deutschland und der Schweiz bald in Vergessenheit geraten.

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Donnerstag, 7. Oktober: Der Tiroler Abend ist zurück

Den zweiten Tag der Eggentaler Herbst Classic erzählen wir mal ausnahmsweise rückwärts. Während diese Zeilen gerade entstehen, tobt auf der Ganischgeralm noch eine ausgelassene Party. DJ Schicky alias Georg Pichler legt einen Hit nach dem anderen auf ­– und das ist wirklich die beste Nachricht dieses Tages: der Tiroler Abend ist zurück. Nach der coronabedingten Pause im letzten Jahr, haben sich zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Eggentaler Herbst Classic wieder in Schale geworfen, Dirndl oder Lederhose angelegt und sich vom Küchenteam mit Kamwinwurzen, Käse und Speck und vielen anderen Köstlichkeiten verwöhnen lassen, die das Küchen- und Serviceteam um Küchenchef Youss auftischte.

Schönheit bis ins letzte Detail: Die Autos der Teilnehmer sind eine Augenweide. Jens Vögele | 360°-Kommunikation

A propos Youss: Es ist der absolute Wahnsinn, was er und sein Team leisten, damit während der Rallye garantiert ist, dass niemand Gewicht verliert. Gleich nach dem Frühstück verlegten die Köche ihre Küche nach draußen, um leckere Panini zu kredenzen und damit die Zeit vor dem Start um 14 Uhr in Deutschnofen zu „versüßen“. Und noch während die Oldtimer von Pampeago übers Reiterjoch nach Obereggen auf den malerischen Straßen fuhren, war Youss mit seiner Mannschaft schon auf dem Weg auf die Ganischgeralm. Deshalb sei verraten, dass der Gegenverkehr, dem mancher Teilnehmer ausweichen musste, kulinarische Ursachen hatte.

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Tag eins könnte man eigentlich fast schon als unoriginell bezeichnen – oder wie es Miss Sophie in Dinner for one ausdrücken würde: „Same procedure as every year.“ Das Wetter: Pünktlich zum Rallyestart trocken und sogar sonnig. Die Strecke: Wahnsinnig schön. Das Essen: Sensationell. Die Laune: Prächtig. Auch bei Rallyechef Klaus Pichler, der dieses Jahr unüberhörbar mit einem Mletzko-Porsche unterwegs ist, der nicht nur spektakulär aussieht, sondern sich auch spektakulär fährt. Klaus sagt dazu einfach nur: „Das ist halt mal Autofahren.“

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Wobei es fast schon den Eindruck hatte, dass all die Auto-Liebhaber ihr Lieblingsthema auf der Ganischgeralm zumindest mal für ein paar Momente verdrängt haben. Wenn zum Beispiel die „Drei lustigen Vier“ aus Eggen davon sangen, wen sie in einer Gletscherspalte fanden. Oder später aus DJ Schickys Anlage „Gimme a man after midnight“ dröhnte. Eines ist jetzt schon klar: Den Tirolerabend und die Party, die haben wir uns nach all den komischen Monaten verdient. Und spätestens beim Frühstück werden wir sehen, wer der Herr der Ringe sein wird – der Herr der Augenringe. Oder wie man heute sagt: Herr*in der Augenringe.

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Freitag, 8. Oktober: Passfieber

Es war so ein Tag, der allen in Erinnerung blieb. Egal, wer unterwegs war – Fahrer, Beifahrer, Rennleiter, Organisatoren oder Fotografen – alle kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wo anhalten? Wo ein Selfie schießen? Wo Fotos machen? Die Auswahl war unbegrenzt im Schlaraffenland auf der Strecke über Karerpass, Pordoi, Falzarego, Giau, Pellegrino und Lavazè. Eine wahre Sinfonie mit einem Panorama-Spektakel, das Seinesgleichen sucht.

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Gefragt, wie es ihm jedes Jahr aufs Neue gelingt, eine solch atemberaubende Strecke aus dem Hut zu zaubern, antwortete Organisator Klaus Pichler lapidar: “Das ist bei uns ganz einfach – man muss nur ab und zu mal in die entgegengesetzte Richtung fahren und mal links oder rechts abbiegen.” Dass die Eggentaler Herbst Classic im landschaftlichen Paradies liegt, ist dabei durchaus auch denen bewusst, die hier leben – und sich trotzdem nicht an dessen Schönheit gewöhnen können. Und wenn man wie heute vom Passo Pordoi aus nochmal 700 Höhenmeter mit der Seilbahn auf fast 3000 Meter fährt und die Landschaft aus der Vogelperspektive sehen kann, dann ist das für alle etwas ganz Besonderes – für Einheimische, Touristen, Zugereiste und für Rallyefahrer sowieso.

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Ein Tag wie im Bilderbuch liegt hinter uns mit traumhaftem Wetter, das sich noch besser als prognostiziert zeigte. Und auch wenn’s unterwegs ziemlich windig und kühl war, einer kam ganz schön ins Schwitzen. Walter Münchs Quattro machte Zicken, weil der Keilriemen gerissen war. Zum Glück gibt’s die Rallye-Whatsapp-Gruppe, die schnell Hilfe in Form einer Damenstrumpfhose brachte. Allerdings hielt die nur sechs Kilometer als Keilriemenersatz. Walter fand aber Hilfe in Cortina d’Ampezzo. Mit neuem Keilreimen erstürmte er “in Rekordzeit” wie er selbst sagt den Passo Giau. Und hegt wohl den festen Plan, in seinen Werkzeugkiste eine Strumpfhose zu legen. Aber eine orthopädische. In der Hoffnung, dass sie im Fall der Fälle länger als sechs Kilometer hält.

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Samstag, 9. Oktober: Eine Wallfahrt

Unsere liebe Frau im Walde – so heißt tatsächlich ein Ort kurz unterhalb des Gampenpasses. Es ist der älteste Wallfahrtsort Tirols mit einer Lage, die an Idylle kaum zu überbieten ist. Am letzten Tag der Eggentaler Herbst Classic war’s mit der Ruhe dort aber vorbei, weil eine Wallfahrt ganz anderer Art unserer lieben Frau im Walde einen Besuch abstattete. 120 Oldtimer parkten direkt vor der Kirche und sorgten für spektakuläre Bilder im strahlenden Sonnenschein.

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Der letzte Rallyetag reihte sich somit ein in eine Veranstaltung wie aus dem Bilderbuch. Blauer Himmel, traumhafte Strecke, kulinarische Highlights. Wobei es am Samstag morgen noch ziemlich frisch war – zumindest zu Beginn auf dem Lavazè-Pass, wo das Thermometer minus 0,7 Grad anzeigte. Das änderte sich aber schnell, als es übers Cembra-Tal in Richtung Trentino und Weinberge ging. Das Bild allerdings gestaltete sich völlig anders als noch am Vortag. Statt Dolomiten-Kulisse gab es malerische Ortsdurchfahrten, enge Gassen durch unzählige Reben – und nach der Abfahrt vom Gampenpass ins Etschtal fast schon sommerliche Gefühle.

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Beim Concours d’Élegance schließlich sei mal ein Sonderlob an Magda Pardeller und Michaela Amplatz ausgesprochen. In ihren braunen Lederkostümen sahen sie nicht nur mal wieder umwerfend aus, sie gehören vor allem aber zu denjenigen, die sich jedes Jahr neue Ideen einfallen lassen, um mit ganz besonderer Eleganz aufzufallen. Der offizielle Teil der Rallye war nach der Zieleinfahrt zwar beendet, aber wer die EHC kennt, weiß natürlich, dass danach noch das furiose Finale im Ganischgerhof wartete.

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Organisator Klaus Pichler zog zunächst zufrieden Bilanz: „Traumhafte Bedingungen, glückliche Teilnehmer – und vor allem keine Zwischenfälle“, sagte er zufrieden. Und er war vor allem dankbar darüber, dass alle das Hygienekonzept der Veranstaltung mit Corona-Testscreening mitgetragen haben. Beim Gala-Büffet abends zog dann Küchenchef Youss nochmal alle Register. Der Thunfisch, den er filetierte, wog die Kleinigkeit von 140 Kilo. Später zeigte dann Klaus bislang verborgenes Talent als Zirkusdirektor und moderierte durch den Abend mit Siegerehrung und ganz besonderem Rahmenprogramm, bei dem Artisten Kunststücke von unfassbarer Fingerfertigkeit und Körperbeherrschung zeigten. Und als wäre das noch nicht genug, brachte die Rock’n’Roll Band The Killbilly’s den Ganischgerhof zum Beben. So als ob Jerry Lee Lewis extra für die Eggentaler Herbst Classic getextet hätte: „You shake my nerves and you rattle my brain.”