Zugegeben, eine solche Begrüßung hätten wir nicht erwartet, auch wenn uns der eine oder andere Kollege vorgewarnt hatte. Reinhold Messner sei – vorsichtig formuliert – nicht ganz leicht im Umgang. Aber gerade in überraschenden Situationen zeigt es sich, wenn Teams gut funktionieren. Mein Kollege André Schmidt hatte die Situation richtig eingeschätzt. Er ging mit unserem Fotografen Dan Zoubek ohne großes Aufsehen an die Foto- und Interviewlocation, während ich versuchte mit Messner in einen Smalltalk zu kommen, um die Situation zu beruhigen.

Als wir dann zusammen saßen, Dan fast unbemerkt aus dem Hintergrund Fotos machte, verflog die aufbrausende Attitüde Reinhold Messners schnell. Er ging auf unsere Fragen ein, schilderte ausführlich seine Erlebnisse als Grenzgänger. Bezog Stellung zu touristischen und politischen Themen und geriet fast schon in Fassungslosigkeit, wenn er über die Entwicklung am Mount Everest redete. „Das hat mit Alpinismus und Grenzgang nichts zu tun“, ist seine klare Ansicht darüber.
Die Frechheit von sage und schreibe zwei Stunden dauerte am Ende das Interview, das 16 Seiten lang wurde, aber alles andere als Längen hat. Und als wir fertig waren, kamen wir sogar noch ein wenig ins Plaudern über Gott und die Welt. „Ich muss jetzt aber wirklich gehen“, sagte Messner zum Abschied fast schon entschuldigend. Und mittlerweile hat sein Büro sogar Interesse bekundet, das Interview nachdrucken zu wollen.
Hier gehts zum Interview, das in der Ausgabe 1/2018 des Magazins LIMITS und in verkürzter Form in der Ausgabe 6/2018 des Magazins outdoor veröffentlicht wurde.