Das war’s! Ich habe Fieber und liege völlig nassgeschwitzt in meinem Schlafsack. Mein Magen krümmt sich vor Schmerzen. Meine Gedanken laufen Amok. Und ich habe keine Ahnung, wie ich meinem Teampartner Mike sagen soll, dass ich aussteigen muss. Es geht nicht mehr. Schon am dritten Tag.

Bereits zwei Tage davor, auf der ersten Etappe, hatte es mir den Stecker gezogen. An meinem härtesten Tag jemals. 100 Kilometer krassestes Mountainbiken. Nur Rüttelpiste. Tiefer Sand. Loses Geröll. Keine Sekunde Erholung. Bergauf und bergab. Und die paar Meter, die’s mal flach ist, auch nicht. Nach gut 50 Kilometern zieht sich eine lange Schlange von Mountainbikern einen Bergrücken in Serpentinen auf einem steilen, gerölligen und anspruchsvollen Pfad nach oben. Mein Bikecomputer misst 47 Grad Celsius, in die Trinkblase habe ich innerhalb von Minuten ein Vakuum gesaugt. Die Passhöhe erreiche ich mit den allerletzten Kräften. Und am Ende der Abfahrt sage ich zu Mike, dass ich es nicht mehr zur nächsten Verpflegungsstelle schaffe. Drei Kilometer sind es noch bis dahin.

Ich liege völlig kaputt in der Hitze der ersten Cape-Epic-Etappe an einer Verpflegungsstation auf dem Boden.
Schon am ersten Tag hat es mir den Stecker gezogen. Mike Kluge

Cape Epic. So heißt das härteste Mountainbike-Etappenrennen der Welt. Die Tour de France der Mountainbiker. Aber anders als bei den Straßenfahrern gehen hier nicht nur die besten Profis, sondern auch jede Menge Hobbyfahrer an den Start. 1300 Verrückte, die in Zweierteams einen Prolog und sieben Etappen fahren müssen. Und für die meisten geht es dabei um nichts anderes als ums nackte Überleben.

Cape Epic. Fotografen, die hier hinter der Ziellinie stehen, bekommen Gesichter des Grauens vor die Linse. Und meine Kollegen Rainer und Christian, die vor acht Jahren in Südafrika am Start waren, berichten heute noch Grauenvolles. Sieben Kilometer über die Schwellen eines stillgelegten Bahngleises. Hitze. Staub. Totale Erschöpfung. Rainer, ein multiples Sport- und Bewegungstalent, musste mit Magenproblemen aufgeben. Christian, ein eisenharter Ausdauersportler quälte sich ins Ziel. Ihr Fazit: „Es war der Horror!“

Mike Kluge und ich führen eine Gruppe beim Cape Epic an.
Tempo machen. Windschatten fahren. Das war bei der Streckenführung des Cape Epic 2017 die absolute Ausnahme. Sportograf

„Mach dich auf das Schlimmste gefasst, was du jemals auf dem Rad erlebt hast.“

Tim Böhme, einer der besten Mountainbiker Deutschlands und zehnfacher Cape-Epic-Finisher.

Tim Böhme ist einer der besten Mountainbiker Deutschlands. Deutscher Meister 2014 und bereits zum zehnten Mal beim Cape Epic am Start. Er weiß, was es heißt, acht Tage in Südafrika an die Grenzen gehen zu müssen. Und weil Tim auch als Trainer arbeitet, weiß er auch, was es bedeutet, Hobbysportler auf die Strapazen vorzubereiten. Mit seinem Team ist er ein paar Wochen vorher schon am Kap. Zum Streckencheck, weil die Veranstalter den Parcours jedes Jahr verändern. „Mach dich bei der ersten Etappe auf das Schlimmste gefasst, was du jemals erlebt hast“, sagt er zu mir, nachdem er zurückkommt. „Das werden unendliche Höllenqualen. Wenn du aufhörst zu treten, bleibst du sofort stehen. Auf jedem Meter.“

Aber für mich gibt es kein Zurück mehr.

Ein langgezogener Anstieg beim Cape Epic.
Ein ständiges Auf und Ab. Elendig lang. Wer aufhört zu treten, bleibt sofort stehen. Mike Kluge

Völlig ausgeknockt

Mike Kluge war drei Mal Weltmeister im Cyclocross, das damals noch den wundervollen Namen Querfeldein trug. Er hat als einziger Deutscher den Mountainbike-Gesamtweltcup gewonnen, seine eigene Fahrradmarke gegründet und fast sein ganzes Leben im Sattel verbracht. Das erste Mal gesehen habe ich Mike vor dem Fernseher. Ich war 14, Mike holte seinen ersten Weltmeister-Titel, und ich freute mich wahnsinnig, so wie das sportbegeisterte Jungs eben tun. Ziemlich genau 30 Jahre später lernten wir uns kennen. Weil wir uns mochten, kreuzten sich unsere Wege immer mal wieder. Mike ist seit über 20 Jahren regelmäßig in Südafrika, und es ist seine Idee, mich zu fragen, ob wir zusammen das Cape Epic fahren sollen. Es interessiert ihn nicht, dass da die Welt eines früheren Weltklassefahrers und die eines leidenschaftlichen zwar, aber eben doch reinen Hobby-Mountainbikers aufeinanderprallen würden.

Mike Kluge fährt auf der Cape-Epic-Strecke und filmt mit dem Handy.
Wohl dem, der weltmeisterliche Fitness wie Mike Kluge hat: da bleibt noch genügend Energie, um unterwegs mit dem Smartphone zu filmen. Sportograf

„Nimm halt viel zu lesen mit, du wirst lange auf mich warten müssen“, sage ich, als er mich endlich überredet hat. Aber mir ist schon klar, dass dieses Vergnügen für mich ein teuflisches werden würde. Mike hat von Anfang an sehr genaue Vorstellungen, wie er das Projekt Cape Epic angehen will. Wohnmobil, Mechaniker, Masseure. „Das Rennen ist ja anstrengend genug“, sagt er und organisiert zusammen mit Ernst einen Rundum-sorglos-Service für uns.

Ernst Viljoen, ein kleiner, drahtiger Mittsechziger, ist schon sieben Mal das Epic gefahren, lebt in der Nähe von Kapstadt. Er kennt das Rennen und alles, was dazugehört, aus dem Effeff. Er fährt unser Wohnmobil, kümmert sich um unsere Räder, wäscht unsere Wäsche, kocht morgens Kaffee und ist für uns da, wann immer wir etwas benötigen. Und das ist, bevor’s losgeht, in erster Linie Zuspruch. Weil wir uns beide nicht so vorbereiten konnten, wie wir wollten. Mike, weil er sich bei einem Sturz mehrere Wirbel gebrochen hatte, ich, weil mich eine Grippe so ausgeknockt hatte, wie ich es bisher nur von Erzählungen kannte, diese aber natürlich für völlig übertrieben hielt.

Und jetzt bin ich schon wiederausgeknockt.

Ein seriöser Hitzschlag

Es waren die drei längsten Kilometer meines Lebens, und ich weiß tatsächlich nicht mehr, wie: Aber ich erreiche die Verpflegungsstelle – und werfe mich sofort unter einen Sattelschlepper, der hier steht und Schatten spendet. Das Foto, das Mike von mir dort macht, wie ich alle viere von mir strecke, sorgt bei Facebook für Aufsehen. Und für Gelächter. Aber Menschen, die mich wirklich gut kennen, erschrecken sich und machen sich ernsthafte Sorgen um mich. Wahrscheinlich nennt man das, was ich habe, einen seriösen Hitzschlag. Aber Mike weiß, was er tun muss. Zwingt mich zu trinken und zu essen, obwohl ich nicht mehr will. Und gibt mir die Zeit, die ich brauche, um wieder aufs Rad zu steigen – auch weil uns zum Glück das Zeitlimit noch nicht im Nacken sitzt. „Es ist fast flach bis ins Ziel“, sagt der Moderator.

Ich liege völlig kaputt in der Hitze der ersten Cape-Epic-Etappe an einer Verpflegungsstation auf dem Boden.
„Es waren noch drei Kilometer bis zur Verpflegungsstelle. Wahrscheinlich die drei längsten meines Lebens.“ Christian Blecher

Ist es aber nicht. Flach ist die Asphaltstraße, die auch ins Ziel führen würde, was wir vor allem deshalb registrieren, weil wir sie fast immer sehen – meist mit Blick von oben. 27 Kilometer fahren wir neben der Straße, kreuzen sie, aber kommen nur einmal wirklich mit ihr in Kontakt. „Endlich Straße“, schreie ich erleichtert auf. Aber ein Zuschauer, der am Streckenrand steht, entgegnet: „Nicht lange.“ Und im Gegensatz zum Moderator sagt er nichts als die Wahrheit. Wenn wir aufhören zu treten, bleiben wir sofort stehen. Auf jedem Meter.

Ich pfeife aus dem letzten Loch. Aber die erste Etappe habe ich geschafft.

Die Strecke ist zu hart

Im Gegensatz zu 130 anderen, die schon am ersten Tag kapitulieren müssen. Die Strecke ist zu hart. Und die Hitze auch. Das Abenteuer Cape Epic ist für sie vorbei. 5700 US-Dollar Teamstartgeld futsch. Beim Cape Epic mitfahren zu können erfordert riesigen Aufwand. Konsequente Vorbereitung über den Winter. Und ein dick gefülltes Portemonnaie für Startgeld, Trainingslager, Flüge, Material. Trotzdem stehen Hobbyfahrer Schlange, um sich den (Alp-) Traum zumindest einmal im Leben zu erfüllen.

Mike Kluge im Zielbereich nach einer Cape-Epic-Etappe vor unserem Wohnmobil.
Wichtigster Begleiter während der Cape-Epic-Woche: das Handy. Zum Posten, zum Chatten und zum Telefonieren. Jens Vögele

„Manchmal ist es gefährlicher weiterzufahren. Aber umzudrehen oder auszusteigen ist sinnlos.“

Tom Ritchey, einer der Erfinder des Mountainbikens.

Ähnlich wie beim New-York- Marathon werden die begehrten Startplätze über ein Losverfahren vergeben. Als Gegenleistung gibt es vom Veranstalter eine nahezu perfekte Organisation. Wer sich keinen Wohnmobil-Luxus mit Klimaanlage und etwas Ruhe leisten will, schläft in einem der über 1000 Einzelzelte, isst im riesigen Verpflegungsareal und pflegt seinen geschundenen Körper in den unvorstellbar großen mobilen sanitären Anlagen. Aber auf diese extreme Hitze sind die Veranstalter nicht vorbereitet. Beim Abendessen machen schon Gerüchte die Runde, dass die zweite Etappe verkürzt werden soll. Die erlösende Nachricht für mich kommt morgens per SMS-Service aufs Telefon: 61 statt über 100 Kilometer. Gut für den Kopf. Gut für den hitzegeplagten Körper.

Trotzdem geht es nur mühsam voran. Ich bin völlig ausgezehrt vom Tag davor. Eigentlich problemlos fahrbare Anstiege muss ich schieben. Der einzige Trost: Ich bin nicht allein damit. Aber 61 Kilometer sind machbar. Auch in diesem Zustand. In Caledon liegt das Ziel direkt über uns an einer sanft ansteigenden Asphaltstraße. Aber der Streckenchef will, dass wir erst vier Kilometer in die andere Richtung fahren. Und dann auf einem fies steilen, steinig-sandigen Pfad wieder zurück. „That’s the epic“, sagen Menschen, die das Rennen kennen und mein Kopfschütteln nur bedingt nachvollziehen können. Im Ziel hoffe ich, dass ich mich erholen kann.

Aber nur wenige Stundenspäter liege ich im Schlafsack – und bin mir sicher, dass es vorbei ist.

Weiterfahren? Unmöglich!

Mike ist besorgt, als ich ihm am Morgen von meinem Fieber in der Nacht erzähle. Aber er erfasst meinen miserablen Zustand. Macht keinen Druck, hilft mir, ohne aufdringlich zu sein, sieht genau, was ich brauche. „Es war völlig unvorstellbar, dass du weiterfahren kannst“, sagt er, als wir wieder zurück in Deutschland sind: „Ich habe gedacht, dass du jede Minute aufgeben musst. Normale Menschen gehen in diesem Zustand ins Krankenhaus und lassen sich zwei Wochen krankschreiben.“ Aber das Fieber ist gesunken. Wie jeden Morgen um fünf geht ein Dudelsackspieler durchs Fahrerlager und reißt alle jäh aus dem Schlaf. Mich heute nicht, weil ich die ganze Nacht kein Auge zugedrückt habe. Ich frühstücke wie in Trance und stehe völlig fremdgesteuert am Start der dritten Etappe. Wieder eine mit 78 Kilometern relativ kurze.

Mike Kluge und ich essen im Zielbereich einer Cape-Epic-Etappe Spaghetti.
Wichtigste Nahrungsquelle: Spaghetti Bolognese im Zielbereich. Ernst Viljoen

„Es waren noch drei Kilometer bis zur Verpflegungsstelle. Wahrscheinlich die drei längsten meines Lebens.“

Anders als auf den beiden vorigen Etappen kommen wir auf den ersten 40 Kilometern zügig voran, weil die Strecke das erste Mal schnell ist. Ausnahmsweise mal wenig Gerüttel. Sondern Schotterpiste. Das gibt mir Auftrieb. Und mir wird klar: Wir werden diese dritte Etappe schaffen. Irgendwie. Aber die Hitze ist immer noch unerträglich. Es gibt viel zu wenig Wasser unterwegs. Ein paar Farmer sitzen am Streckenrand mit Gartenschläuchen. Ich bin so überhitzt, dass ich mich minutenlang unter einen kalten Wasserstrahl stelle, obwohl ich normalerweise warm dusche. Selbst im Hochsommer.

Kurz vor dem Ziel sitzen ein paar Leidensgenossen im Fluss, den wir eigentlich durchqueren müssen. Es sind nur noch wenige Kilometer zu fahren, aber ich muss mich neben sie setzen. Es ist kühl. Und ich habe das Gefühl, dass es mir guttut. Verdammt gut! Mike nutzt die Zeit auf seine Art. Nimmt Vollgas Anlauf und hat einen irrsinnigen Spaß daran, dass links und rechts von ihm riesige Fontänen in die Höhe spritzen.

„Es ist lang und extrem. Aber beim Cape Epic lernst du definitiv viel über dich selbst.“

Alain Prost, Formel-1-Legende und passionierter Mountainbiker.

Wahrscheinlich ist Mike Kluge der einzige der 1300 Cape-Epic-Teilnehmer, der eine Woche ziemlich entspannt auf dem Rad sitzt. Weil alle anderen Schnellen schnell fahren. Und weil die Langsamen beim Langsamfahren ums Überleben kämpfen. Mike aber ist schnell. Und muss langsam fahren, um mich nicht aus den Augen zu verlieren, weil das Reglement verlangt, dass wir nicht länger als zwei Minuten auseinander sein dürfen. Er hat zwar nichts zu lesen dabei, redet dafür aber viel. Und hat ständig sein Telefon in der Hand, macht Fotos und Videos, berichtet live auf Facebook darüber, wie es uns geht. Er versucht aber auch, mich zu motivieren. Und bringt mir ’ne Cola mit, als ich an der letzten Verpflegungsstation einfach vorbeifahre, weil ich nicht will, dass wir wegen mir noch mehr Zeit verlieren.

Unser Teambetreuer pumpt die Reifen unserer Mountainbikes auf.
Wichtigster Helfer nicht nur in der Not: Ernst, unser Rundum-sorglos-Support. Jens Vögele

Es ist unfassbar. Ich habe Etappe 3 überstanden, obwohl ich noch am Morgen wirklich keinen einzigen Pfifferling auf mein Überleben gesetzt hätte. Und im Ziel habe ich sogar das erste Mal wieder Hunger und inhaliere einen Teller Spaghetti, Hähnchenspieße, ein paar Wraps, Obst, Eis, Süßigkeiten, Cola. Ich merke auf einmal: Es geht wieder bergauf mit mir! Am nächsten Morgen gönnen mir Ernst und Mike eine Extramütze Schlaf und servieren mir Instantkaffee und Fünf-Minuten-Terrine ans Bett.

Eigentlich unvorstellbar eklig – aber halt leider geil!

Plötzlich Rennen fahren

„Heute will ich uns im Klassement nach vorne fahren, aber Jens weiß noch nichts von meinem Plan“, postet Mike vor dem Start der vierten Etappe auf Facebook. Es ist der erste Morgen, an dem ich mich auf das Rennen halbwegs freue, weil es mir besser geht. Die Atmosphäre ist atemberaubend, wenn die Sonne aufgeht. Something just like this von Coldplay und The Chainsmokers dröhnt aus den Boxen, immer dann, wenn die Fahrer rausgeschickt werden. Ich mag den Song, den ich an diesem Morgen das erste Mal richtig wahrnehme. Und wir fahren plötzlich Rennen. Ich kann Gas geben, Mike merkt das gleich, pusht mich, fordert mich, feuert mich an. Es geht was.

Viele angelegte Trails, pures Mountainbiken, praktisch kein Asphalt, kaum mal Schotter. Eigentlich das Paradies. Als ich aber auf einem höllisch steilen Anstieg kurz unkonzentriert bin und auf die Seite ins Gebüsch falle, liegt meine Sattelschale auf dem Boden. „Ausgerechnet jetzt“, denke ich verzweifelt, bis ich bemerke, dass die Schale einfach nur wieder im Carbongestell einrasten muss.

Kevin Vermaak, der Gründer des Cape Epic, verspricht uns beim abendlichen Glas Rotwein im Verpflegungszelt eine genussvolle fünfte und eine knüppelharte sechste Etappe. Mittlerweile ist die Hitze verflogen, und Kevin scheint äußerst erleichtert zu sein, dass die Stimmung unter den vielen Fahrern, die es bis hierher geschafft haben, aber von den unglaublichen Strapazen gezeichnet sind, bislang nicht gekippt ist. Genussvoll ist Etappe 5 jedoch nicht. Jedenfalls nicht im Renntempo und nach dem Vorprogramm der letzten Tage. Und Etappe 6 hat mit knüppelhart nur dann etwas zu tun, wenn man Etappe 1 nicht kennt.

Mike Kluge und ich im Zielbereich nach einer Etappe beim Cape Epic.
Die ganz große Hitze ist vorüber, die Form kommt zurück. Gegen Ende läuft es bei uns deutlich besser. Christian Blecher

Das Schönste an Strapazen ist aber, dass sie auch, wenn sie noch so groß sind, irgendwann vorbeigehen. Und deswegen bin ich, als wir von Ernst unser Finisherbier nach der Schlussetappe – der einzig halbwegs leichten in dieser Woche – gereicht bekommen, unglaublich erleichtert. Ich freue mich, dass ich nicht mehr um fünf morgens aufstehen muss. Mich nicht mehr den ganzen Tag unbarmherzig quälen muss. Nicht mehr stundenlang Staub fressen muss. Tim sagt im Ziel:

„Ihr habt euch wirklich das härteste Cape Epic aller Zeiten ausgesucht.“

Noch mal? Nie wieder!

Auf der Fahrradmesse Eurobike in Friedrichshafen höre ich ein paar Monate später zufällig jemandem zu, der von der ersten Cape-Epic-Etappe 2017 redet. Härtester Tag jemals. 100 Kilometer krassestes Mountainbiken. Keine Sekunde Erholung. Er verwendet exakt meine Vokabeln, wenn ich von diesem Tag erzähle. Es ist Elmar Sprink, der ein Spenderherz hat und damit zum leistungsstarken Ausdauersportler wurde. Und einen Tag später treffe ich Kevin, der offensichtlich eine große Freude dabei empfindet, Cape-Epic-Finishern auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Das wirst du nie vergessen. Du kannst stolz sein auf dich.“

Mike Kluge und ich glücklich im Ziel beim Cape Epic 2017.
Geschafft: Acht Tage Quälerei weichen großen Glücksgefühlen im Ziel. Sportograf

Kevin erzählt von dem Plan, sein Rennen zusammen mit einem Etappenrennen in der Schweiz und einem in Neuseeland zu einer internationalen Serie auszubauen. „Du kannst der erste Redakteur sein, der alle drei Rennen in einem Jahr fährt“, bietet er mir an. „Gute Idee“, sage ich. „Es gibt dabei leider nur ein Problem: Ich werde mir nie mehr im Leben das Cape Epic antun.“

Als Kevin ein paar Wochen später die Strecke für 2018 präsentiert, schreibt er auf der Homepage: „Erinnert ihr euch an die Zeiten, als der letzte Tag ein Nachhausetrudeln war? Das war einmal.“

Die Reportage wurde veröffentlicht in den Magazinen MOUNTAINBIKE, Ausgabe 7/2017 und LIMITS, Ausgabe 1/2018

Hier geht’s zu meinem Blog, den ich über die Vorbereitung auf das Cape Epic sowie während der acht Renntage geschrieben habe.