Erster Leistungstest
Der erste Leistungstest legt die Fakten offen: Ich muss noch viel tun, um fit für das Cape Epic zu werden.
Vor dem ersten Leistungscheck im Radlabor in Frankfurt hatte ich ein wenig Angst. Reicht die Fitness? Hat mein Coach Tim Böhme danach auch noch Vertrauen in mich? Die Körperfettmessung ergibt 16,3 Prozent. Könnte schlechter sein. Aber auch besser. An den Hüften gibt’s schon noch Potenzial, was abzuspecken. Biologisches Alter: 33, sagt der Computer. Könnte nicht viel besser sein für einen fast 47-Jährigen.

Der Stufentest auf dem Ergometer beruhigt Tim. Und mich auch. Bei 300 Watt ist zwar Schluss, weil ich im Herbst wegen einer fetten Grippe über vier Wochen vom Doc absolutes Sportverbot hatte. Trotzdem urteilt Tim: „Vielversprechend! Das kriegen wir schon hin bis im März.“ Und er sagt: „Man merkt, Du bist ein Kämpfer.“ Es hätte schlechter sein können. Aber eben auch besser. Denn es gibt noch viel zu tun. 2,1 Watt pro Kilogramm Körpergewicht sind noch zu wenig. Grundlagentraing ist angesagt die nächsten Wochen …
Wintertraining
Das Training hat begonnen. Im Winterurlaub auf dem Rad. Und nach dem Winterurlaub auf der Loipe.
Das Schlimmste für mich ist ja Radfahren in der Kälte. Aber mit zwei Dingen hatte ich Glück: Über Weihnachten, während meines Urlaubs in Südtirol, war es unten im Tal relativ mild. Und nach Weihnachten lag bei mir zuhause um die Ecke im Schwarzwald Schnee. Viel Schnee sogar.
„Jetzt geht’s richtig los, mein Freund!“ Mit diesen Worten schickte mich Tim Böhme vom Radlabor, der mich trainingsmethodisch auf das Cape Epic vorbereitet, auf meine Reise. Grundlagen schaffen war angesagt – und in Südtirol auf dem Rad auch gut möglich.

Und als es dann zu Hause Winter wurde, erlöste mich Tim mit der Nachricht: „So lange es Schnee hat, kannst Du die Loipe nutzen, das ist ideal als Alternativtraining.“ Ich war viel Skaten, lange Runden bei eisiger Kälte. Danach in der Sauna. So macht Radfahren auch im Winter Spaß.
Trainingslager auf Mallorca
Rennrad fahren auf Mallorca um Grundlage fürs Mountainbike-Etappenrennen zu bolzen. Um fit für die Cape Epic zu werden, musste ich auf der Insel lange Einheiten fahren – und vor allem langsame.
Mallorca! Mein erstes Minitrainingslager. Am Ballermann hat noch fast alles zu, aber die ersten Mandelbäume blühen schon. Und es hat fast 20 Grad. Das sind ca. 30 Grad mehr als noch eine Woche zuvor zuhause. „Fahr ruhig. Und fahr viel“, lautet Tims Order. 5 Tage, 22 Stunden, Maximalpuls 142, relativ viele Café con lecche, aber nur ein Bier – so lautet meine Malle-Bilanz. Der Körperfettanteil nimmt sichtbar ab. Und Radfahren macht von Tag zu Tag mehr Spaß. Damit hat’s jetzt aber wohl ein Ende: „Genieß die letzten Grundlagentage“, sagt Tim: „Wenn Du wieder zu Hause bist, wird’s dann richtig hart.“

Das Focus 01E – mein Racebike ist da!
Nicht nur die Form, sondern auch das Material muss stimmen für das ultraharte Etappenrennen Cape Epic in Südafrika. Ich werde mit einem 100-mm-Racefully an den Start gehen – dem Focus O1E.
Endlich ist es da! Mein Focus-Dauertestbike, mit dem ich dieses Jahr Großes vorhabe: das Cape-Epic-Etappenrennen im März zu fahren. Ob wir Freunde werden? Die Vorzeichen stehen gut, weil das Bike auf Anhieb verdammt viel Spaß macht und richtig schnell voran will, was man bei einem Bike für 8000 Euro aber auch erwarten kann. Allerdings steht zu befürchten, dass die langen, qualvollen Etappen in Südafrika für unsere Freundschaft eine harte Prüfung werden.

Ein paar Umbaumaßnahmen habe ich noch vor: Für das Cape Epic werde ich ergonomischere Griffe sowie einen anderen Sattel (Selle Italia Flite, weil der mir schon seit Jahren einfach perfekt passt) montieren. Zudem will ich mit einer Vario-Stütze (Rock Shox Reverb) die technischen Passagen bergab entspannter bewältigen. Anstatt der aktuell verbauten Conti-Race-King-Reifen werde ich griffigere Cross Kings montieren, tubeless natürlich für mehr Pannensicherheit. Für den letzten Feinschliff vor dem Rennen soll dann das SRM-Leistungsmessungssystem sorgen mit Wattmesskurbel, passend zur Sram-Eagle-Gruppe (1 x 12 Gänge). Das Bike ist also gerüstet für das Abenteuer Südafrika.
Der Ice Rider – ein eisiges Vorbereitungsrennen
Rennkilometer sammeln: Ich war beim Icerider in Schömberg am Start. Mit fetter Erkältung und ohne Puste.
Icerider in Schömberg – das Rennen liegt direkt vor meiner Haustür, weshalb ich es schon lange mal fahren will. Problem 1: Im Februar stimmt die Form bei mir meistens nicht. Problem 2: So früh im Jahr sind nur die ganz Schnellen schon auf Rennen unterwegs. Trotzdem wollte ich es dieses Jahr wissen, zumal Problem 1 bei mir diesmal zumindest partiell behoben war.

Ich habe im Winter vernünftig trainiert – aber Problem 3: Zwei Tage vor dem Icerider begann meine Nase heftig zu laufen. Alles oder nichts, lautete meine Devise – und ich stand am 12. Februar (völlig unvernünftig) in Schömberg am Start.

Das Rennen geht über vier Runden à gut zehn Kilometer – aber ich merkte schon kurz nach dem Start, dass mich die Erkältung in die Knie zwang. Trotzdem bin ich zu Ende gefahren. Danach in die Sauna. Und am nächsten Morgen war die Erkältung weitestgehend auskuriert. Wahrscheinlich wäre es sinnvoller und vor allem vernünftiger gewesen, im Bett zu bleiben. Aber obwohl die Beine schwach waren an dem Tag, irgendwie war’s für den Kopf wichtig, den Ice Rider zu fahren. Fünf Wochen vor dem großen Rennen in Kapstadt wollte ich einfach nicht kneifen …
Zweiter Leistungstest. Das Training zeigt Wirkung
Spannung vor dem zweiten Leistungstest im Radlabor. Zeigt das Training während der Cape-Epic-Vorbereitung Wirkung?
Schon während des zweiten Stufentests im Radlabor grinst mein Coach Tim Böhme zufrieden und murmelt in sich rein: „Ich bin stolz auf mich“.
Aber er ist auch ein bisschen stolz auf mich. Ziel war, meine anaerobe Schwelle zu verschieben und meine Leistungsfähigkeit zu verbessern. Und das habe ich gemacht, weil ich konsequent Tims Vorgaben eingehalten habe.

Die nackten Fakten: Innerhalb von sechs Wochen habe ich 6,9 Kilo Gewicht verloren, meine individuelle anaerobe Schwelle hat sich auf 250,6 Watt um 54,5 Watt erhöht, ich kann jetzt 2,89 Watt pro Kilo Körpergewicht treten (im Vergleich zu 2,1 Watt bei ersten Test im Januar). Erreicht habe ich das mit langen und langsamen Trainingseinheiten, die nur mal kurz gezielt mit Intervallen angereichert waren.
Mein Teampartner Mike Kluge, der lange verletzt war, war bei seinem Leistungstest auf einem ähnlichen Leistungsniveau. Wir müssten also nicht nur menschlich, sondern auch sportlich für die Cape Epic ganz gut zusammenpassen. Allerdings wird Mike, da bin ich mir sicher, bis zum Rennstart noch deutliche Trainingsfortschritte machen. Da profitiert er als ehemaliger Weltklassesportler von seiner langen Rennkarriere. Und was bei mir noch vorangeht? Schaun mer mal. Jetzt steht erst mal intensives Mountainbiketraining an – und in eineinhalb Wochen geht ja schon der Flieger nach Kapstadt …
Cape Town calling!
Nur noch wenige Tage bis zum Start. Unser MOUNTAINBIKE-Chefredakteur Jens Vögele ist bestens vorbereitet fürs Cape-Epic-Etappenrennen in Kapstadt gelandet. Das Training lief gut. Die Packliste fürs Rennen ist groß. Und vollständig – hoffentlich.
Es sind nur noch wenige Tage bis zum Rennen – die Cape Epic steht vor der Tür. Es ist eine Mischung aus Vorfreude und gehörig viel Respekt.
Erstens, weil mein letztes Etappenrennen von diesem Kaliber über die Alpen schon fast 20 Jahre her ist. Und ich damals fast 20 Jahre jünger war.
Zweitens, weil mein Partner Mike Kluge ist. Mike stapelt zwar tief – und ist glücklicherweise noch ein paar Jahre älter als ich. Aber als ehemaliger Cross-Weltmeister und Weltklasse-Mountainbiker hat er einfach viel mehr Erfahrung, die bessere Fahrtechnik, das bessere Fitnesslevel als ich.
Drittens, weil es erst März ist und ich nicht weiß, wie ich im fortgeschrittenen Alter zu einem solch frühen Zeitpunkt im Jahr die Hitze und die losen, staubigen Trails vertragen werde.
Viertens, weil seit vier Wochen meine Schulter vernünftiges Mountainbiken quasi unmöglich macht.
Aber eigentlich überwiegt die Vorfreude.
Erstens, weil es zuhause noch kalt ist und einfach großartig sein wird, im südafrikanischen Spätsommer in grandioser Landschaft Mountainbiken zu dürfen (die Alternative wäre ja, im Büro zu sitzen).
Zweitens, weil Orthopäde, Osteopath und ein paar Voltaren die Schmerzen in meiner Schulter deutlich reduziert haben.
Drittens, weil ich zwar nur drei Monate, aber dafür konsequent unter Anleitung von Tim Böhme vom Radlabor trainiert habe und mich halbwegs gut vorbereitet fühle.
Viertens, weil ich glaube, dass ich gutes Material dabei habe. Neben meinem Focus-01E-100mm-Fully mit Srams Eagle-Schaltgruppe hab ich versucht, an alle Eventualitäten zu denken, was allerdings zu einer ellenlangen Packliste führte:

2 Reifen, 2 Flaschen Dichtmilch, 2 Schläuche, 1 Schaltwerk, 1 Schalthebel, 1 Steckachse, 1 Kette, 4 Paar Bremsbeläge, 1 Paar Pedale, 1 Sattel, 1 Paar Griffe, Drehmomentschlüssel, Minitool, Pumpe, Dämpferpumpe, 4 Trikots, 4 Bib-Shorts, 4 Unterhemden, 4 Paar Socken, Armlinge, Knielinge, Beinlinge, Helm, Brille, 2 Paar Schuhe, 2 Paar Handschuhe, Regenjacke, Weste, Regen-Überschuhe, Schlafsack, Kissen, 2 Trinkflaschen, Trinkrucksack mit Trinkblase, Kabelbinder, Klebeband, Sonnencreme, Gesäßcreme, GPS-Gerät mit Pulsgurt, Erste-Hilfe-Set, Satteltasche, Energiegels, Getränkepulver, Energieriegel, Aminosäuren
Vor dem Rennen: Niemand hat Form
Die Nervosität vor dem Cape-Epic-Etappenrennen in Südafrika ist groß. Das Gejammer war’s auf der Pressekonferenz auch. Niemand hat angeblich Form. Wir natürlich auch nicht
Cadel Evans sitzt bei der Pressekonferenz vor dem Cape-Epic-Etappenrennen in Kapstadt. Drahtig sieht er aus, der frühere Tour-de-France-Sieger. Und austrainiert. Er wird mit George Hincapie fahren, der im Gegensatz zu Evans quasi keine Mountainbike-Erfahrung hat. Entsprechend unfit seien sie, sagt Evans.
Und irgendwie ist es ja immer das gleiche vor solchen Rennen: Niemand ist fit. Alle wollen Erfahrungen sammeln, auch Olympiasiegerin Jenny Rissveds, die mit Bike-Legende Thomas Frischknecht ein Mixed-Team bildet.
Mein Partner Mike Kluge ist übrigens auch unfit – hat sogar die Tage mal gesagt: „Du fährst mir sowas von davon.“ Jan Ullrich meinte zu sowas mal lapidar: „Wer jammert, hat Form.“ Und genau deshalb hab ich noch nie gejammert.

Trotzdem gibt’s ein paar, die ohne zu Jammern ins Rennen gehen. „Zehn Teams haben berechtigte Aussichten auf den Gesamtsieg“, stellt Titelverteidiger Karl Platt vom Team Bulls bei der Pressekonferenz fest. Platt gewann das Epic bereits fünf Mal und will mit seinem bewährten Partner, Urs Huber aus der Schweiz, seinen Titel verteidigen. Sie alle werden längst geduscht und massiert sein, wenn ich ins Ziel komme. Außer Mike. Der muss bei mir bleiben. Maximal zwei Minuten Zeitunterschied erlaubt das Reglement …
So lief der Prolog
Tag 1 beim Cape Epic ist vorbei. Wie schön es ist, vor der Kulisse des Tafelbergs Mountainbike zu fahren, haben wir nur am Rande mitbekommen.
Immer spektakulärer, immer schwieriger, immer härter. Jeder, der ein Rennen veranstaltet, will sich irgendwie wichtig machen. Das Image-Video zum Cape-Epic 2017 spielt da ganz vorne mit. Krasse Stürze, heftige Schmerzen, großes Leid werden da transportiert.
Und auch die 26 Kilometer lange Strecke für den Prolog mit 750 Höhenmetern sollte, wenn nicht Furcht, dann doch zumindest Respekt einflößend sein. Witwenmacher heißt da zumindest eine Steilstelle bergab. Und das technische Terrain, wie jeweils eine Passage in jeder Etappe heißt, ist ziemlich anspruchsvoll.

So schlimm war’s am Ende nicht. Im Gegenteil: Als es endlich losging, hatten mein Teampartner Mike Kluge und ich richtig Spaß auf der Strecke. Zwei Drittel Singletrails, alles gut fahrbar – sowohl bergauf als auch bergab. Der Untergrund: Sandig und lose. Und deswegen auch ziemlich anstrengend. Mike hatte ja Angst, ich würde ihm davon fahren. Aber natürlich fuhr er mir von Beginn an davon. Die gute Nachricht: Mike sagte schon am ersten Anstieg zu mir: „Nur mal fürs Protokoll: ich bin froh, dass ich hier kein Rennen fahren muss.“ Die schlechte Nachricht: Ich würde gerne genauso entspannt wie Mike durch Südafrika rollen. „Fahr mit Tempo in die Anlieger und nimm den Schwung mit“, rief er mir zu. Das Problem: Wenn’s steil bergauf geht, ist Schwung holen eher schwierig. Für mich zumindest.

Nach dem Prolog sind wir mit dem Wohnmobil knapp zwei Stunden nach Hermanus gefahren. Hier starten die ersten beiden richtigen Etappen. Mehr als 100 Kilometer jeweils. Ernst, der in Kapstadt wohnt und uns begleitet, hat uns schon mal darauf eingestimmt, dass es morgen „slow“ wird. Aber immerhin hat er uns zwei Masseure organisiert. Bei der Begrüßung haben sie mir fast die Hand gebrochen. Die Stunde Massage war eigentlich schmerzhafter als das Biken beim Prolog. „Ist doch gut, wenn die tief in die Muskulatur gehen“, sagt Mike, der die Schmerzen so genossen hat, dass er auf der Massagebank eingenickt ist …

Gewonnen haben den Prolog übrigens die Teams mit den deutschen Olympiateilnehmern Manuel Fumic und Sabine Spitz.
So lief die erste Etappe
Tag 2 beim Cape Epic war ultrahart. Eigentlich zu hart für mich. Aber nur fast.
Asphaltstraßen und Mountainbiken haben ja eigentlich so gar nichts miteinander zu tun. Aber heute hatte ich nur einen Wunsch. Endlich auf Asphalt zu rollen. Etappe 1 beim Cape Epic in Südafrika verlief so ungefähr zwei Kilometer auf Asphalt. Direkt nach dem Start. Und zwei Kilometer auf Asphalt. Kurz vor dem Ziel. Dazwischen Trails, Steine, tiefer Sand, loser Untergrund, ein stetiges Auf- und Ab – und elendige Hitze.
Du wirst keine Trails mehr sehen können, hat Tim Böhme vom Team Bulls und vom Radlabor prophezeit, der mich mit Trainingsplänen auf das Rennen vorbereitet hatte. Und er behielt Recht. Was aber auch daran lag, dass ich zwischenzeitlich so gar nichts mehr sehen konnte.
Kurz vor der dritten Verpflegungsstation hat’s mir nämlich so den Stecker gezogen, wie bislang nur einmal, seit ich Rad fahre. Da waren es noch gut 30 von 100 Kilometern bis ins Ziel. Bei wirklich krassester Hitze. Cola, Wasser, Salzkartoffeln und was weiß ich was alles noch sowie die Unterstützung von meinem Teampartner Mike Kluge haben mich während einer langen Pause von 30 Minuten wieder aufgepäppelt. Und auch der Moderator, der dauernd sagte, dass es jetzt fast flach und quasi ohne Sand ins Ziel gehen würde. Die Definitionen von fast flach und quasi ohne Sand würde ich gerne nochmal mit ihm diskutieren.

Wirklich demoralisierend war aber, dass die angeblich flache und sandarme Strecke direkt neben der Straße verlief. Einfach schnell zurückrollen wäre aber die einfache Variante gewesen. Und die ist beim Cape Epic eben einfach nicht angesagt. Irgendwann, endlich, mündete der Trail auf Asphalt. „Hey, wir fahren ja Straße“, hab ich enthusiastisch zu einem der Zuschauer gesagt. Der leider anders als der Moderater ziemlich wahrheitsgemäß prognostizierte: „Aber nicht lang“.

Die Strecke hat stattdessen so ziemlich keine Gemeinheit ausgelassen, weshalb sich dann selbst Mike, der das Ganze hier im Touri-Tempo ziemlich genießen kann, fragte, ob der Streckenchef wohl eine glückliche Kindheit hatte. Das werden wir wohl die nächsten Tage noch ein bisschen intensiver unter die Lupe nehmen (müssen) …
So lief die zweite Etappe
Der dritte Tag beim Cape Epic war ein historischer. Wegen der sengenden Hitze verkürzte die Rennleitung erstmals eine Etappe.
Es war die schönste Nachricht auf meinem Telefon heute Morgen. „Die Etappe wird auf 62 Kilometer verkürzt.“ Uff!
Nach der ultraharten ersten Etappe mussten schon viele Hobbyteams beim Cape Epic die Segel streichen, das medizinische Team hatte alle Hände voll zu tun. Und auch wenn sich die Organisatoren für das Verständnis für die Entscheidung bedankten – ich gehe mal davon aus, dass niemand so wirklich unglücklich über die Verkürzung war.
Mike war es auf jeden Fall nicht. Und ich erst Recht nicht – weil mir die Hitzeschlacht vom Vortag noch mächtig in den Knochen steckt. Und 62 Kilometer Cape-Epic-Terrain bei mehr als 40 Grad sind trotzdem noch krass. Mitten in der sengenden Sonne gab es eine Bergwertung. Ein Kilometer lang. Von oben dröhnte Musik runter, irgendwann kam das Schild: Noch 200 Meter. Das Problem war nur, dass es nach dem Torbogen auf der Kuppe nochmal ungefähr 500 Meter weiter hoch ging.

Wenigstens waren die Trails auf der Abfahrt der Hammer. „Ich bin kein Radfahrer“, sagte eine der beiden Wuchtbrummen, die irgendwo am Straßenrand standen und uns mit ihren Gartenschläuchen abkühlten und unsere Trinkblasen auffüllten: „Aber ihr braucht Wasser“. Er hatte dagegen einen ordentlichen Becher Whisky-Cola in der Ablage seines Campingstuhls stehen. Und Mike hat sich, während meine Trinkblase gefüllt wurde, davon einen Schluck unbemerkt gegönnt. Und ich hab’s Mike gegönnt, weil er auch heute wieder geduldig mit mir war. Der Gartenschlauch der Wuchtbrumme hat mir heute das Leben gerettet und meine Körpertemperatur während einer langen Dusche darunter wahrscheinlich ungefähr halbiert.
„Es sind noch 18 Kilometer ins Ziel, aber die werden sich wie 100 anfühlen“, prognostizierte die Wuchtbrumme – und ganz ehrlich, nach dem demoralisierenden Etappenfinale von gestern waren wir auf so ziemlich alles gefasst. Aber dann: Eine lange Schotterstraße – endlich rollt es mal. Mike nimmt mich in den Windschatten und wir fliegen fast Richtung Ziel. Von den Kindern, die auf der Abfahrt auf der Strecke tobten, lief ein Mädchen plötzlich Mike vors Bike. Aber irgendwie haben wir’s geschafft vorbeizukommen. Das war knapp.

In Caledon, wo die verkürzten Etappe endet, liegt das Ziel sichtbar links oben am Hang. Aber die Strecke führt erstmal drei Kilometer in die andere Richtung. Und dann auf einem ruppigen Trail wieder zurück. Wer sich drüber beschwert, kriegt von erfahrenen Epic-Teilnehmern hier aber nur die lapidare Antwort: „That’s the epic“.
So lief die dritte Etappe
78 Kilometer und 1800 Höhenmeter sind für Cape-Epic-Verhältnisse leicht. Eigentlich.
Das ist heute mal eine Liebeserklärung an Mike Kluge. Ich war gerade mal 14, als ich während der Sportschau mitfieberte, wie Mike das erste Mal Querfeldein-Weltmeister wurde. Und mich darüber wahnsinnig gefreut habe, wie das halt sportbegeisterte Jungs so tun. Ziemlich genau 20 Jahre später hatte ich einen Termin mit Mike, um fürs MOUNTAINBIKE-Magazin eine Geschichte zu produzieren. Und war ein bisschen aufgeregt deswegen.
Aber wir verstanden uns sofort gut, hatten einen arbeitsreichen, aber auch witzigen Tag bei ihm zu Hause in seiner Wahlheimat im Schwarzwald und von da an nicht nur aus beruflichen Gründen regelmäßig Kontakt gehalten. Als Mike mich vor zwei Jahren fragte, ob ich mit ihm das Cape Epic fahren will, hielt ich das für eine Schnapsidee. Weil der Unterschied zwischen Ex-Weltklasse und Hobbyklasse einfach zu groß ist. Aber schließlich hab ich mich von ihm dazu überreden lassen.
Und jetzt sind wir hier gemeinsam in Südafrika beim schwersten Mountainbike-Etappenrennen der Welt am Start. Ich habe wirklich konsequent trainiert dafür, bin aber am ersten Tag wegen der Hitze komplett eingebrochen. Und vor der dritten Etappe hatte ich nachts Fieber und heftige Magenschmerzen und quäle mich Tag für Tag verdammt langsam ins Ziel. Mike ist, glaube ich, schon überrascht, wie langsam wir unterwegs sind. Aber er sieht das ziemlich entspannt.

Die Zeit, die er hat, verbringt er damit, Videos zu drehen, auf Menschen zuzugehen, ihnen Tipps zu geben, den Spaßvogel zu spielen. Und eine ganz neue Erfahrung zu machen – hinten im Feld. Auf seine ganz besondere Art. Wenn man ihn das erste Mal sieht, weiß man sofort: Mike liebt sich selbst. Wenn man ihn aber genauer kennt, dann erkennt man: Mike liebt auch die Menschen. Er spricht jeden an, den er trifft. Er setzt sich niemals an einen leeren Tisch. Und bei der Registrierung zum Cape Epic in Kapstadt, lädt er einfach mal so ein paar Kinder aus einem Township zum Riesenrad fahren ein, die sich das im Leben niemals leisten könnten.

Und mich hat er wegen meiner Langsamkeit noch kein einziges Mal angeraunzt. Im Gegenteil: Er hilft mir, wo er kann. Er spricht mir Mut zu. Er kümmert sich um mich. Und als ich heute an der letzten Verpflegungsstation vorbeigefahren bin, weil wir wegen mir schon genug Zeit verloren hatten, blieb er kurz stehen und schnappte sich einen Becher Cola für mich.

Leider kann ich gerade nicht mal ansatzweise abrufen, was ich die letzten drei Monate trainiert habe. Deswegen musste ich heute auf der dritten Etappe über 78 Kilometer von Anfang an verdammt kämpfen. Aber ich bin ins Ziel gekommen. Auch weil Mike mich unterstützt hat. Und auch deshalb: Als ich heute Morgen gesagt habe, dass er wenn ich aufgeben würde wenigstens schneller fahren könne, hat Mike nur geantwortet: „Aber ohne dich als Partner wär’s dann halt langweilig.“
So lief die vierte Etappe
Endlich ging’s ein bisschen besser.
Uff! Es ist kühler geworden beim Cape Epic. Und mir ging es endlich ein bisschen besser. Die ersten 70 Kilometer von 112 auf der vierten Etappe zumindest. Danach war’s zäher – weil ich wie viele andere immer noch ziemlich angeschlagen bin wegen der unfassbaren Hitze auf den ersten drei Etappen.
Aber heute gab’s die ersten Momente für mich, in denen ich das schwerste Etappenrennen der Welt wirklich genießen konnte – auch weil der Anfang der Etappe gut für den Kopf war: wir sind gerollt, meist auf breiten Schotterstraßen. Und mein Teampartner Mike Kluge hat mir ordentlich Windschatten spendiert.
Die Strecke war wohl auch deshalb am Anfang vergleichsweise einfach, weil wir von Greyton nach Elgin umgezogen sind, wo wir jetzt die letzten drei Nächte bleiben. Es ist ein unglaublicher organisatorischer Aufwand, den die Veranstalter mit ihrem Race Village betreiben. Und auch wenn Mike immer noch glaubt, dass die sadistische Ader des Streckenchefs an seiner unausgeglichenen Kindheit liegen könnte – die Organisatoren waren wohl allesamt wohlbehütet in der Waldorfschule. Weil das, was wir auf der Strecke leiden müssen, wird im Ziel wieder kompensiert. Hier werden wir umgarnt. Gefüttert. Versorgt. Hier stimmt einfach alles.

Gleich nach der Zieleinfahrt gibt’s nicht etwa verkochte Pasta. Sondern leckere Spaghetti Bolognese, Hähnchenspieße, Sandwiches, Nüsse, Shakes, Kaffee, Pizza, Wraps – irgendwie halt alles Mögliche, um sich für die Strapazen zu belohnen. Und im gigantischen Cateringzelt ist das Frühstücks- und Abendessen-Buffet wirklich mehr als in Ordnung für so eine Riesenveranstaltung. Hier gibt’s dann die Siegerehrung, die Bilder und Videos des Tages. Und wenn der Messenger auf die Bühne kommt, der die Etappe des nächsten Tages präsentiert, steht auf den Leinwänden groß, dass man ihn bitte nicht erschießen soll. Schön auch im Zelt: Hier treffen abends alle aufeinander, Profis, Promis und Hobbyfahrer, die tagsüber – egal wie schnell oder langsam – auf der Strecke unterwegs waren.

Ganz nebenbei: Warme Duschen und saubere Klos ohne riesige Schlangen davor, sind echt viel wert bei so einer Veranstaltung. Hier ist das so – und das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit. Und jeder Fahrer hat sein eigenes Zelt. Wer’s ein bisschen komfortabler mag, schläft wie wir und viele andere im Wohnmobil. Was nicht nur dann schön ist, wenn man bloggt und es draußen angefangen hat zu regnen …
So lief die fünfte Etappe
Schöner Mountainbiken geht fast nicht. Der Spaß kehrte für uns heute zurück, auch wenn die Strecke immer herausfordernd bleibt.
Eigentlich steht uns jetzt ein fantastisches Mountainbike-Wochenende bevor. Wunderschöne Landschaft. Sonne. Freundliche Menschen. Fantastische Trails. Das erste Problem ist nur: nach sechs Tagen Cape Epic sind die Beine müde. Das zweite: irgendwie ist es halt auch für Hobbyfahrer ein Rennen – das heißt, dass jeder natürlich versucht, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen, anstatt zwischendurch mal auch die Landschaft zu genießen.
Die Rahmenbedingungen waren bislang (bis auf die unerträgliche Hitze an den ersten drei Tagen) perfekt. Wir sind bestens versorgt und von Stürzen, Defekten und Materialschäden verschont geblieben. Nur eine Schrecksekunde gab’s für mich bislang: Als meine Sattelschale sich nach einem kleinen Fahrfehler bergauf vom Gestell gelöst hatte, dachte ich mal kurz, dass es vorbei ist. Aber zum Glück ließ sie sich mit vereinten Kräften wieder in die Verankerung drücken und verrichtet seither wieder zuverlässig ihren Dienst.

Außer ums Radfahren (und ums bloggen) müssen wir uns hier eigentlich um nichts kümmern, was natürlich auch daran liegt, dass wir gut vorbereitet sind. Wir haben uns ein Wohnmobil gemietet, das von Ernst, einem siebenfachen Cape-Epic-Finisher aus Kapstadt gefahren wird. Ernst kennt sich aus und hat für uns alles organisiert. Mechaniker-Service, Masseure, die uns unter Schmerzen wieder weichkneten, das wohlverdiente Feierabendbierchen, genügend zu Essen (Instant-Nudelsuppen zum Frühstück!).

Und wenn seine Frau nicht unsere verschmutzte Wäsche abholt, dann wäscht er einfach selbst von Hand. Ernst ist schlichtweg Gold wert für uns. Mir reicht Ernsts Handwäsche völlig aus. Und mein Teampartner Mike Kluge fährt ohnehin nie ohne Parfum los. Wahrscheinlich will er sein Image aus seiner aktiven Zeit weiter pflegen: Wenn man ihn im Feld nicht sieht, dann riecht man ihn.
Ansonsten haben wir natürlich genügend Werkzeug und Ersatzteile dabei, Mike hat sogar ein Ersatzrad mitgebracht, falls wir mal einen kapitalen Schaden haben sollten. Was wir natürlich jetzt nicht mehr hoffen. Das Rennen geht noch zwei Tage, morgen noch die Königsetappe mit über 2700 Höhenmetern, dann ist das Schlimmste überstanden.

Das Gute ist: Heute ging’s mir das erste Mal so richtig gut. Wenn sich die Beine bergauf gut anfühlen, geht’s plötzlich auch bergab besser, die Beweglichkeit ist wieder da, Mike hat auf einmal mehr Freude und hilft mir deshalb noch mehr als ohnehin schon. Und plötzlich dreht sich die Motivationsspirale Minute für Minute nach oben. Auf den 84 Kilometern der fünften Etappe hatten wir deshalb richtig viel Spaß, die Trails waren der Hammer, manchmal hat sich’s angefühlt wie Achterbahnfahren. Das Problem ist halt: Spaß bergab kriegt man nur, wenn man davor bergauf kurbelt. Und wir hatten eben viel Spaß.

So viel Spaß, dass ich unterwegs keuchend an einem ultrasteilen Anstieg zu Mike gesagt habe: „Schade eigentlich, dass es bald vorbei ist.“ Aber nur im Spaß natürlich …
So lief die sechste Etappe
Die Königsetappe ist geschafft. Es fehlt nur noch der Schlussakkord beim Cape Epic.
„Morgen fahren wir dann nur noch nach Paris“, hat Tim Böhme vom Team Bulls vorhin scherzhaft formuliert. In Anlehnung daran, dass es bei der Tour de France auf der letzten Etappe eigentlich nur noch ein Schaulaufen gibt. Und wir sind hier ja auf der Tour de France des Mountainbikens – beim Cape Epic in Südafrika. Die Königsetappe war heute die vorletzte. 103 Kilometer, mehr als 2700 Höhenmeter. Die erste gute Nachricht: Wir sind noch am Leben. Die zweite gute Nachricht: Wir arbeiten uns täglich weiter im Klassement voran. Die dritte gute Nachricht: Morgen ist die Etappe deutlich leichter – und dann ist es vorbei.
Das Cape Epic bedeutet nämlich enorme Strapazen. Und es ist das einzige Mountainbike-Etappenrennen der höchsten UCI-Kategorie. Die besten Profis der Welt stehen hier zusammen mit waschechten Amateuren und Hobbyfahrern zusammen am Start. Es ist eine unglaubliche Erfahrung, hier zu starten, sich durchzukämpfen, ans Ziel zu kommen.
Die nackten Fakten sehen beim Cape Epic eigentlich gar nicht so schlimm aus: Rund 650 Kilometer mit 15.000 Höhenmetern – da können andere Etappenrennen sogar noch eine ordentliche Schippe drauflegen. Was das Cape Epic aber so schwierig macht, ist das Terrain. Hier ist jeder Meter echtes Mountainbiken. Der Untergrund ist lose, die Trails sind bergauf ultrahart und bergab wahnsinnig schön. Aber es rollt so gut wie nie. Jede Pedalumdrehung ist harte Arbeit, die Abfahrten schütteln Bike und Biker permanent durch.

Aber egal – die Schmerzen sind (fast) überstanden. Und irgendwie stellt sich ja immer wieder die Frage nach dem Sinn. Warum tun sich Hobbyfahrer sowas an? Erklären kann ich das auch nicht. Es ist der Reiz an der Herausforderung, am Abenteuer, die immer wieder gute Erfahrung, raus aus der Komfortzone zu kommen und Dinge plötzlich mit anderen Augen zu sehen. Nach dem Prolog habe ich gesagt, dass es besser ist, im Sommer in Südafrika auf dem Mountainbike zu sitzen als im Winter in Deutschland im Büro. Ich habe in den letzten Tagen oft gedacht, dass das eigentlich nicht wahr ist – weil wahrscheinlich keine Woche im Büro so anstrengend sein kann wie die letzten sieben Tage hier. Aber Büro ist Alltag. Und Cape Epic ist das Gegenteil davon.

Die vierte gute Nachricht des Tages ist übrigens: Wir sorgen für Aufsehen. Weil Mike hier in Südafrika allen Sportbegeisterten noch bekannt ist. Weil jeder Moderator sich freut, wenn er an einer Verpflegungsstelle vorbeikommt oder ins Ziel fährt. Deshalb sind ab und zu mal Kameras und Mikrofone auf uns gerichtet – mal schauen, was davon in welche Zusammenfassungen reingeschnitten wird. Die fünfte gute Nachricht: Morgen ist der Start eine Stunde später – wir können also endlich mal „ausschlafen“. Aber übermütig werden wir deshalb noch nicht. Wir müssen ja noch nach Paris fahren …

Das große Finale
Wir sind am Ziel! Wir sind Cape-Epic-Finisher. Und wir sind überglücklich, die Strapazen überstanden zu haben.
Heute Morgen, am ersten Tag nach dem Rennen, um 5 Uhr hat es sich irgendwie angefühlt, als ob irgendetwas fehlt: Der Dudelsackspieler kam nicht, der uns in der vergangenen Woche aus dem Schlaf gerissen hat. Irgendwie war das eine der Besonderheiten beim Cape Epic und eines der Dinge, die das härteste Mountainbike-Etappenrennen (und laut Tim Böhme das härteste Epic aller Zeiten) der Welt so besonders machen.
Aber jetzt ist es vorbei. Geschafft! Endlich! Die letzte Etappe war nicht so hart wie die sechs Etappen davor, nach gut vier Stunden erreichten Mike und ich das Ziel, holten unsere Finishermedaillen und -shirts ab, haben uns ein kaltes Bier gegönnt.
Ehrlich gesagt habe ich schon auf der ersten Etappe gedacht, dass ich aussteigen muss – und solche Gedanken habe ich eigentlich nie. Und als ich vor der dritten Etappe auch noch Fieber bekam, hätte ich keinen Pfifferling mehr auf mich selbst gewettet. Aber irgendwie habe ich mich durchgekämpft – und ab Etappe 4 lief’s dann Tag für Tag ein bisschen besser.

Auf der letzten Etappe waren wir dann zum ersten Mal so richtig im Rennmodus. Mike hat mich gnadenlos gefordert – und mir kaum eine Sekunde zum Erholen gegeben. Das hat weh getan, hat aber auch verdammt viel Spaß gemacht. Und es hat gezeigt, wo wir uns im Klassement hätten befinden können, wenn mein Körper nicht rebelliert hätte. Aber egal. Wir sind durchgekommen. Nach Stürzen steht es 1:1. Aber die verschweigen wir lieber. Also: Wir sind ohne Stürze durchgekommen. Ohne Platten. Ohne technische Schwierigkeiten. Und wir sind darüber sehr froh. Auch darüber, dass wir eine Woche, in der wir Tag und Nacht unter extremen Bedingungen zusammen waren ohne Stress und ohne Streit überstanden haben. Im Gegenteil: Die Woche hat uns zusammengeschweißt, unsere ohnehin schon große Sympathie füreinander, unseren Respekt füreinander, weiter gestärkt.

„Machst du das nochmal?“ Diese Frage haben mir gestern wirklich viele Leute gestellt. Ich bin mir sicher, dass ich das nicht nochmal machen werde. Einfach nur deshalb, weil es zu viele Dinge gibt, die ich mit dem Mountainbike noch erleben möchte. Und manche Erlebnisse werden nicht besser, wenn sie ihre Einzigartigkeit verlieren. Dennoch werde ich einiges aus der herausragenden Cape-Epic-Woche vermissen, anderes allerdings definitiv auch nicht.

Was ich nicht vermissen werde
- Mikes Ungeduld, wenn er meint, dass ich zu langsam sei
- Instant-Kaffee
- Fünf-Minuten-Terrine zum Frühstück
- Energiegels, Energieriegel, Energiegetränke
- Schmerzende Beine
- Chemieklos
- Alkoholfreies Bier
- Trails, die dich bis zur Schmerzgrenze durchschütteln
- Massenverköstigung
- Biken im Rennmodus
- Viel zu früh aufstehen
- Viel zu früh ins Bett zu gehen
- Sandigen Untergrund
- Massenweise muffelnde Mountainbiker
- Schlangestehen vor dem Duschen
- Dass sich alles nur ums Radfahren dreht
- Staus auf den Trails

Was ich vermissen werde
- Mike
- Von einem Dudelsackspieler (leider nur viel zu früh) geweckt zu werden
- Die Unterstützung von Ernst (vor allem den Kaffee und die Fünf-Minuten-Terrine ans Bett gebracht zu kriegen)
- Mit dem Song „Something just like this“ von The Chainsmokers und Coldplay auf den Weg geschickt zu werden
- Das Gefühl ins Ziel zu kommen
- Das Kapstadt-Lebensgefühl und Adrians Gastfreundschaft
- Von geliebten Menschen (noch mehr als sonst) begleitet zu werden
- Unglaublich schöne Trails zum Biken
- Das Gefühl, raus aus dem Alltag zu sein
- Das reduzierte Leben im Wohnmobil
- Gute Gespräche unter Freunden
- Intelligenten Humor und dumme Sprüche
- All die Leidensgenossen unterwegs
- Die Grüße von den Kollegen in der Redaktion
- Mit Tom Videos zu drehen (Danke, Tom!!!)
- Die schmerzhafte Massage vor dem Abendessen
- Im Schlafsack zu frühstücken
Hier geht’s zu meiner Reportage, die im Magazin LIMITS, Ausgabe 1/2018, veröffentlicht wurde.