Oben, kurz vor der Passhöhe des Pordoi, musste ich kurz die Fensterscheibe in meiner Beifahrertür herunterlassen – um mit dem Teleobjektiv den einsamen Radfahrer einzufangen, der sich gerade den Berg hochkämmte. Innerhalb von Sekunden war das Polster des Autositzes komplett durchnässt, weil der Gewittersturm den Regen und die Hagelkörner hineingeblasen hatte. Doch der Radfahrer ließ sich nicht beirren. Es war Guido Kunze, ein Extremsportler, der auf der Sella Ronda in den Dolomiten mit dem Rennrad unterwegs war. 24 Stunden über vier Pässe, immer im Kreis – und das nur mit einem Gang. Mit dieser Mission wollte Guido einen Rekord fürs Guinnessbuch erstellen, wo er schon drei Einträge hat.
Während ich froh war, das Fenster schnell wieder schließen zu können und mich im Auto wieder aufzuwärmen, hatte Guido noch mehr als 18 Stunden vor sich. Als journalistischer Begleiter war ich ja – offen gestanden – dankbar für die äußeren Bedingungen, die mitten im Sommer nicht schlimmer hätten sein können. Eine Geschichte erzählt sich nun mal spannender, wenn nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Aber davon abgesehen habe ich wirklich mitgelitten mit einem Sportler, der mich mit seinem unglaublichen Durchhaltewillen tief beeindruckt hat. Und mit seiner Gelassenheit, Freundlichkeit und Herzlichkeit, die er trotz all der Strapazen nahezu andauernd versprüht hat. Es war ein Tag, der in erster Linie natürlich Guido im Gedächtnis bleiben wird. Mir aber auch.
Hier geht’s zu meiner Reportage über Guido Kunzes 24-Stunden-Weltrekord, die auf der Website von Ghost-Bikes veröffentlicht wurde.